Der 1977 in Dessau geborene Rayk Amelang, der über eine Schreinerlehre, Mediengestaltung und Street Art zur Malerei gekommen ist, lebt in Regensburg. Sein künstlerischer Werdegang ist vielleicht nicht geradlinig, dafür umso spannender. Wir sprachen mit ihm über Graffiti, Comicfiguren, die Superhelden seiner Kindheit und natürlich seine neuesten Werke. 

In Deinen Werken ist der Streetart-Einfluss klar ersichtlich – erzähl uns von Deinem Weg als Graffiti-Künstler zur Malerei?

1994 fing alles an. Der erste Kontakt zum Graffiti, die ersten eigenen Versuche. 1998 kam ich dann über meine damalige Freundin zur Malerei. 1999 stellte ich bereits das erste Mal aus.

1994 fing alles an. Der erste Kontakt zum Graffiti, die ersten eigenen Versuche.

Irgendwann kam die Überlegung, inwiefern das Graffiti-Ding noch Sinn macht. Ich mache ungern halbe Sachen. Also musste ich mich entscheiden: Entweder  Geld damit verdienen oder aufhören. Um damit Geld zu verdienen war ich allerdings nicht gut genug. 2000 wurde ich dann auf eine Veranstaltung nach Gera eingeladen. Dort durfte ich zusammen mit einigen meiner heros das Wochenende verbringen und Wände besprühen. Da dachte ich mir, dass ich das kaum noch steigern kann und dass es eine gute Gelegenheit wäre, um aufzuhören. Das tat ich dann auch. In Regensburg begann ich dann mit Street Art. Und spielte ein paar Jahre mit der Kunst auf der Straße rum. Aber da ich mehr wollte, habe ich das dann auch aufgegeben.

Sprayst Du noch aktiv?

Dafür fehlt mir die Zeit und auch ein wenig das Interesse. Ich kann einfach nicht, zu viele Dinge gleichzeitig tun.

Bezeichnest du Dich als Urban-Art Künstler?

Nein, Urban Art passiert auf der Straße und da arbeite ich ja schon lange nicht mehr.

Wahrnehmung spielt für Dich eine zentrale Rolle. Wenn man Dein etwas älteres Werk „Fußballkönige“ betrachtet, fällt auf, dass Du oft Details und Linien weg lässt. Damit gibst Du dem Betrachter Raum zur eigenen Interpretation und Vervollständigung. Interessiert Dich die jeweilige Interpretation oder überlässt Du sie dem Betrachter?

Ich freue mich über die Interpretationen der Betrachter. Es kommen dabei ganz neue Ansätze raus und das ist sehr spannend. Aber ich frage die Leute eigentlich nicht explizit danach. Neulich baute ich in der städtischen Galerie in Amberg meine Ausstellung auf und eine alte Frau hat die Arbeiten, die bereits hingen, schon mal besichtigt. Sie hat völlig neue Ansätze entdeckt. Aufgrund ihrer Lebenserfahrung und Erlebnisse, kamen ganz neue Bilder zustanden. Das war sehr schön anzuhören, was sie so sieht.

Du sagst von dir selbst „Ich bin künstlerisch ein Autodidakt“ – stößt Du dadurch manchmal an eigene Grenzen oder spielt das bei Deinem künstlerischen Schaffen keine Rolle?

Als Künstler stößt man immer an irgendwelche Grenzen. Aber das ist die Herausforderungen die das Ganze mit ausmacht. Das Tolle ist ja, dass ich Grenzen durchs Ausprobieren durchstoßen oder umgehen kann. Ich lerne ständig dazu und entwickle mich weiter. Das bereitet mir große Freude. Auch wenn es manchmal sehr anstrengend ist.

Anfänglich waren es Superhelden, nun sind es Comic-Figuren, die Du in Deine Werke integrierst. Welche Bedeutung haben diese für Dich und liest Du in Deiner Freizeit gerne Comics?

Die Bedeutung ist nicht so groß. Ich mag Comics und lese sie auch gern. Klar, als Kind eben das Mosaik (Ost-Comic) und später dann die aus dem Westen. Irgendwann hab ich sie nur noch im Fernsehen angeschaut. Aber nun, durch das Thema Superhelden, da lese ich sie auch wieder.

Da würde ich Batman sagen. Einfach nur, weil er auch „nur“ ein Mensch ist. Und die düstere Seite an ihm mag ich.

Was ist Dein Lieblings-Superhero?

Da würde ich Batman sagen. Einfach nur, weil er auch „nur“ ein Mensch ist. Und die düstere Seite an ihm mag ich. Ansonsten liebe ich die Hefte von den Minimenschen.

In Deinen aktuellen Werken sprühen die Farben und es wimmelt voller neuer Entdeckungen. Ist diese Form der Malerei die Antwort auf Deine Kindheit in der DDR?

Genau, ich versuche mich in diese wirre Zeit der Wende zurückzuversetzen. Ich war 12 Jahre alt und kannte bis dahin nur die Dinge aus den sozialistischen Ländern. Mickey Mouse, Mc Donalds und Pepsi waren in weiter Ferne. Plötzlich war alles da. Ich konnte es mir einfach kaufen, sofern das Taschengeld reichte. Das war schon alles sehr spannend, neu und auch verwirrend.

2002 hast Du Deinen Lebensmittelpunkt nach Regensburg verlegt und wirkst dort in der Kunstszene aktiv mit. In welcher Stadt auf der Welt lebt es sich als Künstler Deiner Meinung nach am besten und warum gerade dort?

Durch Magazine und Internet bekommt man genug mit. Man kann es aber auch einfach ignorieren, wenn man gerade mal wieder die Nase voll hat von dem Kunstding da draußen und sich auf seine Sachen konzentrieren möchte.

Das ist wirklich schwierig zu sagen, mir fehlt da ja auch die Erfahrung. Ich weiß nicht, ob es wirklich so toll ist in Berlin oder anderen großen Städten. Ich kann mir vorstellen, dass die Einflüsse dort einfach zu viel sind. Ich finde es gar nicht schlecht in so einer kleinen Großstadt. Durch Magazine und Internet bekommt man genug mit. Man kann es aber auch einfach ignorieren, wenn man gerade mal wieder die Nase voll hat von dem Kunstding da draußen und sich auf seine Sachen konzentrieren möchte. Als Künstler musst du so oder so die Medien nutzen und mobil sein. Daher ist es wohl egal, in welcher Stadt man lebt. Es gibt genug Beispiele, aktuelle oder in der Vergangenheit, wo Künstler in der Provinz gelebt haben und bekannt geworden sind.

Mit den Siebdrucken hast Du Dich an eine für dich neue Technik gewagt. Woher kam diese Lust auf Neues? Und was waren dabei die Herausforderungen oder Vorteile für Dich?

Ich interessiere mich für alle möglichen Techniken. Als Streetart-Künstler habe ich auch Verschiedenes ausprobiert. So zum Beispiel mit Schablonen. Die Lust Neues auszuprobieren war also schon immer da. Im Laufe der Zeit kamen da einige Materialien zusammen, so z.B. Holz, Draht, Gibs, Sand oder Bistum. Dieses Jahr hatte ich das Glück, dass ich auf zwei Kunstmessen in München dabei sein durfte. Auf der Stroke und der ArtMuc. Für die Messen wollte ich gerne Kunstwerke haben, die sich jeder leisten kann. Und da kam ich auf Siebdruck, was auch sehr gut bei den Besuchern ankam.

 

Lieber Rayk, vielen Dank für das schöne Gespräch!

 

Kunstwerke von Rayk bei Pablo&Paul gibt es hier.

 

 

Share on FacebookTweet about this on TwitterPin on PinterestShare on Google+