Emily Riedels Leidenschaft ist die Fotografie. In ihrem Beitrag für den Pablo & Paul Blog setzt sich Emily ganz intensiv mit dem Thema auseinander und gibt spannende Einblicke in das Arbeiten und Leben eines Fotografen.

Es ist 8:45 im Fotostudio, die Kaffeemaschine läuft. Stative, Lampen, Blitze und Generatoren werden aufgebaut. Ich fahre den Rechner hoch und stelle die Kamera ein. Heute muss ein schwarzer Stuhl für einen hochwertigen Möbelhändler fotografiert werden. Es handelt sich um einen  Designklassiker, einen Stuhl aus den 50er Jahren.

Der schwarze Stuhl mit Silber glänzenden Beinen soll ganz schlicht in den Vordergrund gesetzt werden. So will es der Kunde. Meistens haben die  Kunden bestimmte Vorstellungen wie ihr Produkt, ein Gebäude, eine Person oder eine Situation fotografisch wiedergegeben werden soll, was den Fotografen immer wieder an seine handwerklichen und auch kreativen Grenzen bringt.

Fotografie ist Leidenschaft

Wer beruflich als Fotograf arbeitet hat es nicht immer leicht. Vor allem nicht am Anfang.  Man kämpft sich durch Assistenzjobs, die so schlecht bezahlt sind, dass man sich nie sicher ist, ob man die Miete bezahlen kann, bevor man sich später im Markt als Fotograf etabliert. Es ist ein Zwiespalt zwischen den Wünschen des Kunden und den eigenen Vorstellungen, man muss sich gegen einen stetig wachsenden Konkurrentenkreis durchsetzen, bis man irgendwann die Leiter erklommen hat und als selbstständiger Fotograf arbeitet, oder bestenfalls Meister wird und selbst junge Fotografen ausbilden darf. Doch Fotografie ist Leidenschaft und deshalb nimmt man solche Dinge in Kauf.

Am Nachmittag geht es nach draußen. Die Sonne scheint und es ist leicht bewölkt. Ich stehe an der Kreuzung, mit meiner Kamera in der rechten Hand, beobachte die Fußgänger, die Auto-, Motorrad- und Fahrradfahrer die an mir vorbeirauschen und ich beobachte die grauen Tauben auf dem Boden, die sich um ein paar Brotstücke streiten. Ich habe die Wahl: entweder warte ich auf das spektakulärste Motiv der Geschichte oder ich versuche aus den alltäglichen Momenten etwas Besonderes in meiner Fotografie festzuhalten. Im Letzteren sehe ich mehr oder weniger die eigentliche Bestimmung eines Fotografen.

Ich habe mich entschlossen die Tauben zu fotografieren und stelle daraufhin meine Kamera ein. Ich bücke mich, da ich mit meinem Weitwinkelobjektiv nicht zoomen kann. Daraufhin fliegen die Tauben hoch. Hier ist meine Spontanität gefragt. Ich konzentriere mich nur auf die Situation und handle intuitiv. In solchen Situationen zeigt sich oft erst, wie gut man wirklich mit dem Medium der Fotografie umgehen kann.

Kreativität und Können

Doch nicht nur die Spontanität, sondern auch die Vielfalt macht die Fotografie besonders: Porträt, Landschaft, Mode und Architektur, bis hin zum Fotojournalismus, von Schwarz-Weiß- oder Farbfotografie gibt es so viele Möglichkeiten ein Bild festzuhalten, wie Fotografen auf der Welt.

Denn die Fotografie ist weitaus mehr als einfach nur auf den Auslöser zu drücken.

Neben dem Handwerk, das man erlernen muss, ist Fotografie auch eine Kunst und der Fotograf selbst ein Künstler und muss dabei immer der Spagat zwischen dem Beruf und der Inspiration und Kreativität bewerkstelligen.

Das Handwerkliche, also das Arbeiten mit der Kamera kann man mit dem eigenen Sehen vergleichen: Die Linse ist das Auge der Kamera.

Der Blick des Fotografen, seine Wahrnehmung und seine Kreativität, die Atmosphäre im Raum, genauso wie Komposition und Licht spielen in Kombination mit der erlernten Technik  eine große Rolle. Denn ohne das Handwerk, die Kreativität und das gute Auge des Fotografen, sind ohne das handwerkliche Geschick nutzlos.

Am Ende muss aber nicht jeder damit sein Geld verdienen, denn oft sind es auch die einfachen, scheinbar unbedeutendsten Momente, die das schönste Foto machen.

Emily Riedel

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