(Copyright Portrait: Itzik Yehezkeli)

Julia Schewalie studiert seit 2009 an der Akademie der Bildenden Künste München. Zunächst in der Malereiklasse von Prof. Dr. Anke Doberauer, ist sie seit 2012 in der Klasse für Bildhauerei bei Prof. Hermann Pitz. Wir sprachen mit Julia über ihre Arbeiten, die Farbe Schwarz und wieso der Betrachter selbst eine wichtige Rolle spielt.

„Schwarz strahlt für mich Ruhe, Klarheit und Ordnung aus. Ich fühle mich wohl, wenn ich es ansehe.“

Du verwendest ausschließlich Schwarz. Viele assoziieren mit Schwarz etwas Negatives. Welche Bedeutung hat die Farbe für dich?

Schwarz strahlt für mich Ruhe, Klarheit und Ordnung aus. Ich fühle mich wohl, wenn ich es ansehe. Die Farbe strahlt aber auch eine gewisse Mächtigkeit aus, die mich erfüllt. Es ist sehr schwer, dies zu erklären. Man hat dieses Empfinden auch, wenn man in den nächtlichen Himmel blickt.

Wieso nutzt du gerade Materialien, die an sich wenig ästhetisch sind?

Für mich sind die Materialien, mit denen ich arbeite sehr ansprechend. Welches Material wäre denn ästhetisch?

Nun ja, aber Vinyl, Bitumenschweißband und Teichfolie sind keine typischen Stoffe, die oft in der Kunst verwendet wurden.

Meine Aufmerksamkeit richtet sich vor allem auf den Stoff. Nicht aufgrund seiner historischen Aussagekraft, sondern aufgrund der Konsistenz des Materials. Es bereitet mir einfach nur Freude damit zu arbeiten.

Wie muss ein Material beschaffen sein, damit es dir Freude bereitet und es für dich interessant ist?

In erster Linie muss es schwarz sein. Es muss ein Material sein, das man unbedingt anfassen möchte. Meistens sind es Kunststoffe, da diese, selbst wenn sie eine harte Beschaffenheit aufweisen,  dennoch eine bestimmte Weichheit innehaben. Man hat das Verlangen zu überprüfen, welche Eigenschaft, welche „Wesensart“ es nun tatsächlich besitzt, und ahnt oftmals, dass man es unkompliziert schmelzen und dessen Form modifizieren könnte.

„Der Betrachter sollte sich vor meinen Werken bewegen“

Wenn man vor deinen Arbeiten steht, erkennt man sich darin oft wieder. Meist in Form eines Schattens oder einer Spiegelung. Welche Rolle spielt der Betrachter in deinen Arbeiten?

Ich möchte mit meinen Arbeiten bestimmte Empfindungen und Emotionen hervorrufen. Wohl aus der Begegnung mit der Welt heraus. Dazu gehört eben auch der Mensch oder, wenn man so will, das Gegenüber. Das ist die Bedeutung meiner Arbeit, ohne irgendeine symbolische Bedeutung beziehungsweise expliziten Sinngehalt oder Inhalt.

Das heißt es ist wichtig, dass der Betrachter präsent ist?

Der Betrachter sollte sich vor meinen Werken bewegen. Mit der Bewegung verändert sich die Oberfläche, die Spiegelung. Momentan experimentiere ich mit beweglichen Installationen, die von sich aus mehr Bewegung in meine Werke bringen, sodass der Betrachter seine Position nicht mehr verändern muss, um sich mit dem Werk auseinandersetzen zu können.

Du hast zunächst Malerei studiert. Wie sahen deine Gemälde aus?

Das Kunststudium begann ich mit realistischer, figurativer Malerei und stellte sehr schnell fest, dass ich daran überhaupt kein Interesse habe. Ich hatte nicht sehr viel Ahnung von der Kunstbranche und nahm an, es wäre üblich und auch verpflichtend, zunächst einmal eine recht klassisch traditionelle Mappe anzufertigen.

Wie hast du deinen Stil letztlich gefunden?

Schon nach wenigen Wochen, soweit ich mich erinnern kann, begann ich abstrakte Formen mit Hilfe von Zement auf die Leinwand zu bringen. Ich brauchte etwas Handfestes und einen klaren Bezug zu dem, was ich mache. Das hat mir beim Malen gefehlt. Zum Glück hatte ich die Freiheit, mich innerhalb der Malerklasse skulptural zu betätigen und einen Stil zu finden, mit dem ich mich völlig identifizieren kann.

Siehst du dich selbst als Bildhauerin oder als Malerin? 

Mein Arbeitsprozess ist der einer Bildhauerin.

 

Liebe Julia, vielen Dank für das schöne Gespräch.

 

Kunstwerke von Julia bei Pablo & Paul gibt es hier:

http://www.pabloundpaul.com/de/kuenstler/julia-schewalie/

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