Art.spiring ist ein junges Kuratoren-Team, dass es sich zum Ziel gesetzt hat, junge Kunst zu fördern und jungen Künstlern eine Plattform zu bieten. Ihre ersten beiden Ausstellungen „into details“ und „e l i c i t“ haben unter anderem Künstler wie Max Fesl, Thomas Spieler oder Michael McWilliams-Foldenauer gezeigt. Beide Ausstellungen übertrafen die Erwartungen der Initiatoren.
Nach einer halbjährigen Pause eröffnete art.spiring am 27. März ihre dritte Ausstellung „Beute“.
Wir sprachen mit vier Mitgliedern des Teams (Paul, Mariell, Nalan, Inga) über die Ausstellung, ihre Zukunftspläne und die Schwierigkeiten, junge Kuratoren zu sein.
Eure dritte Ausstellung ist etwas ganz Anderes als die ersten beiden. Wie kam es dazu?
Paul: Unsere ersten beiden Ausstellungen haben sich vor allem um die Künstler gedreht. Es gab einen roten Faden, aber letztlich zeigten wir einzelne Positionen. Wir mussten auch erst mal ausprobieren, was man machen kann, was ankommt. Daher wählten wir einen neutralen Ausstellungsraum, typisch white cub, und hängten hauptsächlich Flachware. Nach zwei Ausstellungen haben wir uns dann gefragt, ob es nicht interessant wäre, mal etwas Anderes zu machen. Uns war bewusst, dass wir nicht mit etablierten Galerien konkurrieren können und das haben wir dann als Freiheit gesehen, mal etwas komplett anderes auszuprobieren. Die neue Ausstellung darf man ruhig als Experiment sehen. Als Antwort auf die Frage „Was kann man noch machen“ entstand dann der Titel: „Beute“. Eine Ausstellung praktisch ohne Kunst, ohne Künstler.
Aber was zeigt ihr, wenn ihr keine Kunst zeigt?
Paul: Doch natürlich zeigen wir Kunst aber die einzelnen Werke stehen hier nicht mehr im Vordergrund. Anders als bei den ersten Ausstellungen. Man könnte es als ein „freies Kuratieren“ bezeichnen. Was man hier sieht, ist eigentlich eine ganze Rauminstallation oder Raumcollage. Wir zeigen eben nicht nur Papier oder Flachware sondern auch Rauminterieur oder Kleidung.
„Wichtig ist, dass man die eigenen Interessen definiert und versucht sich weniger zu konkurrieren und umso mehr Wege zu finden sich gegenseitig auszutauschen. Kunst ist Kunst und da sollte man den Konkurrenzkampf ausschalten.“
Das Projekt art.spiring entwickelte sich aus einem Seminar während eures Studiums. Recht schnell zeigte sich, dass es auch außerhalb der Universitätsmauern seine Berechtigung hat.Was war der ausschlaggebende Punkt um das Projekt fortzuführen?
Nalan: Wir haben bereits nach der ersten Ausstellung erkannt, was wir erreichen können. Erfolg motiviert sehr stark. Es war toll, zu sehen, dass alles so gut geklappt hat und wir durchweg positives Feedback bekamen. Außerdem ist es wichtig, auch außerhalb des Studiums etwas Praktisches zu machen. Nicht nur der Erfahrung wegen. Es ist einfach interessanter nicht nur theoretisch zu arbeiten. Denn es werden nur wenige Seminare angeboten, in denen man so praxisnah arbeiten kann. Da muss man sich auch seine eigenen Wege suchen und sich auch mal etwas trauen.
Inga: Es wäre doch auch schade gewesen, das Projekt aufzugeben, nachdem wir so viel Erfolg damit hatten.
Als was würdet ihr euch, art.spiring, bezeichnen? Eher als Galerie, Plattform oder eine Mischung aus beidem?
Paul: Das ist schwer zu sagen, weil wir uns von Ausstellung zu Ausstellung sehr verändern und immer wieder Neues ausprobieren. Daher versuchen wir es zu vermeiden, uns selbst einen Stempel aufzudrücken. Wenn uns jemand fragt, sagen wir oft einfach „Kuratoren-gruppe“, ein offener Begriff.
Als junges Kuratoren-team muss man sich gerade in München doch sicherlich seinen Platz im Kunstgeschehen erkämpfen. Wie schafft man es, sich neben Galerien oder bekannten Plattformen zu positionieren und vor allem zu etablieren?
Nalan: Wir versuchen erst gar nicht, uns mit Anderen zu vergleichen. Hier ist momentan viel im Gange, auch mit anderen jungen Kuratoren und Plattformen. Wichtig ist, dass man die eigenen Interessen definiert und versucht, sich weniger zu konkurrieren und umso mehr Wege zu finden sich gegenseitig auszutauschen. Kunst ist Kunst und da sollte man den Konkurrenzkampf manchmal ausschalten.
Wenn es bereits viele ähnliche Projekte gibt, versucht man da erst recht herauszustechen oder ist es wichtiger, sich selbst treu zu bleiben?
Mariell: Es geht doch vor allem darum, gute Ausstellungen zu machen. Wenn diese gut sind, dann kommen die Leute auch, dann muss man nicht unbedingt „herausstechen“.
„Es läuft nun mal nicht immer nach Plan, das sollte jedem klar sein. Das muss auch nicht zwangsläufig schlecht sein, manchmal kommt dabei am Ende etwas Besseres raus.“
Was sind Schwierigkeiten bei der gemeinsamen Arbeit in einem Kollektiv wie ihr es seid?
Nalan: Wir haben recht schnell gemerkt, dass man sich manche Sachen oft schwierig macht. Man hängt sich auf an Kleinigkeiten, die eigentlich im Endeffekt gar nicht so wichtig sind. Eigentlich klappt die Arbeit mit acht Leuten aber recht gut. Viele Leute bringen zwangsläufig viele Ideen und Meinungen mit sich, aber das macht es irgendwo auch interessant. Man muss nur lernen damit umzugehen.
Paul: Schwierig wird es auch dann, wenn man, wie in unserem Fall, nebenbei noch studiert oder arbeitet. Da muss man Prioritäten setzen und sich ein gutes Zeitmanagement aneignen. Daher gibt es bei uns auch keine festen Rollenverteilungen. So kann sich jeder mal für eine Woche ausklinken und wieder einsteigen, wenn er mehr Zeit hat.
Hat das Projekt auch einen Grundstein gelegt für das, was ihr möglicherweise beruflich verfolgen möchtet?
Nalan: Bei mir persönlich nicht. Ich finde es interessant bei dem Projekt mitzumachen, da ich selbst in diesen Kreisen verkehre. Ich kenne viele Künstler, ich arbeite oft mit Künstlern zusammen. Da liegt es nahe, dass man auch gemeinsam etwas auf die Beine stellt.
Mariell: Ich möchte jetzt nur ungerne mit einem plakativen „Ja“ antworten, weil es nahe liegen würde. Aber sicherlich ist es ein Schritt weiter in die Richtung, in die ich möglicherweise später gehen werde
Eine Frage zum Schluss: Was würdet ihr anderen jungen Kuratoren raten, die ein ähnliches Projekt wie art.spiring starten möchten?
Mariell: Kommunikation ist wichtig. Findet einen Weg, wie alle gemeinsam kommunizieren können, sei es über Facebook oder andere Portale.
Paul: Gerade wenn man am Anfang steht, ist es wichtig, ergebnisorientiert zu arbeiten. Einem muss klar sein, dass es nicht immer gut läuft, nicht immer nur Spaß macht. Aber das Ziel sollte man sich immer im Kopf behalten.
Nalan: Ich finde es auch wichtig, sich selbst treu zu bleiben. Auch wenn mal etwas schief läuft, darf man sich nicht verunsichern lassen. Das passiert doch den Besten mal.
Inga: Es läuft nun mal nicht immer nach Plan, das sollte jedem klar sein. Das muss auch nicht zwangsläufig schlecht sein, manchmal kommt dabei am Ende etwas Besseres raus.