In den letzten Wochen haben wir im Team bei Pablo & Paul immer wieder über unsere Ausstellungshighlights des vergangenen Jahres gesprochen. Jeder hat da so seinen eigenen Favoriten und hitzige Diskussionen belebten die Mittagspausen. Eine Ausstellung, auf die wir uns alle einigen konnten, ist „Robert Frank. Books and Films, 1947 – 2014“ in der Kunstakademie München. Unser Mitarbeiter Marcelo Fiuza, der selbst Fotografie in München und Plymouth studiert hat, bewundert Frank sowieso und berichtet hier, warum diese Ausstellung etwas Besonderes ist.

Der 21. November 2014 wird vermutlich als ein besonderer Tag im Münchner Ausstellungskalender eingehen. An diesem Tag nämlich fand die Vernissage zu „Robert Frank. Books and Films, 1947 – 2014“ statt, was allein schon bemerkenswert ist, handelt es sich bei Frank doch um einen der bedeutendsten Fotografen des letzten Jahrhunderts.

 

Außergewöhnliche Ausstellung für besondere Werke

 

Noch erstaunlicher jedoch war das Konzept der Ausstellung. Es wurde dem Umstand Rechnung getragen, dass Frank seine Fotografien äußerst ungern in Museen hängt, da ihn diese entrückte Art der Darstellung als nicht passend für seine eigenen, aus dem Leben gegriffenen, Fotografien erscheint. Mit viel Geschick konnten der Verleger Gerhard Steidl, die Süddeutsche Zeitung und Dieter Rehm, der Direktor der Akademie der bildenden Künste München, den 90 jährigen Fotografen für ihren Plan gewinnen.

Anstatt seine Fotografien als gerahmte Fine Art Prints in einem Museum zu präsentieren, schlug man Frank vor, seine Werke als Inkjetdrucke auf langen Zeitungspapierbahnen zu zeigen und sie nicht in einer Galerie, sondern in einer Werkstätte, in der junge Künstler selbst schaffen – der Kunstakademie zu zeigen. Eingangshalle und Treppenhaus der Akademie werden zum Ausstellungsraum umfunktioniert: Die Wände mit Zeitungspapierbahnen beklebt, auf denen man Fotografien, Kontaktabzüge und Notizen des Fotografen sehen kann. Man wird mitgerissen von der Intensität des Lebens und Schaffens des Schweizers, der 1957 mit 22 Jahren nach Amerika auswanderte, um von seinem Auge zu leben.

 

Über die Komposition von Serien

 

Für Frank stand schon früh fest, dass Bilder an Bedeutung gewinnen können, wenn sie seriell dargestellt werden. Was ihn aber zum Revolutionär des Genres machen sollte, ist der Verzicht auf jede stringente Narration mit Anfang, Mittelteil und Schluss. Zum Komponieren seiner Motive hatte er nur wenig Zeit. Er wollte Ausschnitte und Momente aus dem Leben der Menschen greifen und zeigen. Seine Bilder sind impulsiv und wütend. Sie machen ratlos. Man erkennt ein Ereignis, eine Ungerechtigkeit und kann sich nicht erklären, wie es weiter gehen oder gar enden wird. Für sein epochales Meisterwerk „The Americans“ reiste Frank, nach Erhalt eines Guggenheim Stipendiums, sechs Jahre lang quer durch die Vereinigten Staaten und fotografierte den Alltag der Einwohner. Er kam zurück mit verstörenden und hoffnungslosen Bildern von Armut und Rassismus, die keine Spur vom Mythos des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten zeigten. Franks Fotografien trafen die USA tief in ihrem Selbstverständnis und wurden bei der Veröffentlichung 1959 heftig kritisiert. Erst gegen Ende des der 60er Jahre änderte sich die Wahrnehmung und das Werk inspiriert seither viele bedeutende Fotografen wie William Eggleston und Garry Winogrand.

2,60 € kostet der als Süddeutsche Zeitung gedruckte und sehr gut recherchierte Katalog zur Ausstellung. Wer es nicht in die Akademie geschafft hat, kann die Ausstellung vielleicht noch an einem der weiteren 58 Orte weltweit sehen, durch die „Robert Frank, Books and Films, 1947 – 2014“ touren wird.

Ausstellungsansichten

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